Latein
„Wer nicht von dreitausend Jahren
Sich weiß Rechenschaft zu geben,
Bleib im Dunkeln unerfahren,
Mag von Tag zu Tage leben.“
J.W.v.Goethe: West-Östlicher Divan, Rendsch Nameh/ Buch des Unmuts
Salvete, o visitores, wir begrüßen Sie ganz herzlich auf unserer Homepage-Seite.
Latein im Unterricht
Schnupperstunde: Die Fächer Latein und Französisch teilen sich in Kl. 5 eine Unterrichtseinheit, so dass jede Schülerin mehrere Stunden Latein- und Französischunterricht erhält. Dies erleichtert die Wahl der 2. Fremdsprache.
Durch die „Sprachkompetenz-Stunde“ wird ebenfalls in Kl. 5 ein methodischer Schwerpunkt auf grammatikalische Grundbegriffe und ihre Anwendbarkeit in den Fremdsprachen gelegt. Uns ist wichtig, die Wahl der 2.Fremdsprache zu erleichtern und fachliche Grundlagen im Bereich der Grammatik zu legen, dabei die unterschiedlichen Voraussetzungen aus den Grundschulen einzuebnen.
Sprachkompetenz nimmt auch in den Kl.6-10 einen wichtigen methodischen Platz ein. Wortbildungslehre und die Ableitung der Wortstämme für die jeweiligen Fremdsprachen bzw. ihre Herleitung aus dem Lateinischen sind hier ein zentrales Thema. (s.u. Latein als Sprachkompetenz-Fundament)
Die Stundentafel in Latein verteilt sich auf die Jahre 6-10, mit jeweils 4 bzw. 3 Wochenstunden. Wir haben uns für das einbändige Lehrwerk „Cursus“ entschieden.
Gemäß dem Methodentraining in Kl. 5 arbeiten wir u.a. mit einem Lernplan zur Vorbereitung der Klassenarbeiten. Dies stärkt und verselbständigt bei den Schülerinnen das selbstorganisierte Lernen.
Bei Abwesenheit im Ausland in der latinumsrelevanten Jahrgangsstufe 10 gibt es die Möglichkeit einer schulinternen Latinumsprüfung.
Seit 1996 konnten wir jährlich einen Oberstufenkurs in Latein anbieten, der zum Abitur und zum Großen Latinum führt. Das Zustandekommen eines Lateinkurses in der Oberstufe ist keine Selbstverständlichkeit mehr, so dass oft auch Schülerinnen anderer Schulen zu uns wechseln, um diese Möglichkeit wahrzunehmen.
Regelmäßig nehmen Schülerinnen am Wettbewerb der Stiftung „Humanismus heute“ teil. Mehrfach wurden unsere Preisträgerinnen zu Seminaren und zu weiteren Prüfungsstufen eingeladen. (Ein erster Preis ermöglicht u.a. die Aufnahme in die Studienstiftung des deutschen Volkes.)
Latein klassenübergreifend
Wir vermitteln zwischen den einzelnen Klassen Nachhilfemöglichkeiten durch erfahrene und von uns hierbei unterstützte Schülerinnen. So ist der Austausch und die Lernprogression besonders gut zu begleiten. Dies ist auch in Räumen der Schule möglich.
Mindestens einmal jährlich findet der Lateinflohmarkt während einer Woche in der großen Pause statt. Hierbei verkaufen ältere Schülerinnen an die jüngeren ihre gut erhaltenen Lektürehefte, Wortschätze, Systemgrammtiken oder Lexika zu günstigen Konditionen. Diese Möglichkeit wird so gut angenommen, dass die begehrten „Stowasser“ oft nach wenigen Minuten vergriffen sind!
Latein bei Schulveranstaltungen
Gerne begrüßt die Fachschaft Latein Sie am jährlichen Tag der offenen Tür im Lateinzimmer. Sie finden dies mit Hilfe des Übersichtsplans, der Hinweisschilder Carpe diem und unserer Schülerinnen, die in Toga und Lorbeerkranz gekleidet durch das Schulhaus führen.
Ebenfalls können Sie Aufführungen von Lateinklassen sowie offenen Lateinunterricht sehen.
Im Lateinzimmer können Sie mit uns ins Gespräch kommen und Ihre Fragen bzgl. der Wahl des Faches Latein loswerden. Wir zeigen Ihnen unser Unterrichtsmaterial und besondere Schülerpräsentationen. Es stehen ältere Schülerinnen zum Gespräch bereit, die von ihren Erfahrungen mit dem Fach Latein berichten können.
Schaukästen im Haus geben Einblick in unsere Arbeit.
Bei dem jährlich stattfindenden Sprachen-Elternabend, der für die Wahl der zweiten Fremdsprache Orientierung geben soll und der Raum für Ihre Fragen lässt, wird das Fach Latein noch einmal ausführlich vorgestellt.
Latein unterwegs
Fachbezogene Exkursionen begleiten und vertiefen die Arbeit in der Schule.
Die Exkursionsziele werden unter jeweils anderen Fragestellungen ausgewählt und sind prozessual und altersgerecht an die Bedürfnisse der Schülerinnen angepasst. Die Anforderungen des Bildungsplans an das Hintergrundwissen in Geschichte und antike Kunst können so mehr Zeit einnehmen, als es sonst möglich wäre.
Die Arbeit mit archäologischem Material, historischen Karten, Modellen u.a. vertieft die Unterrichtsarbeit ganzheitlich an den historischen Hintergründen vor Ort. Die Schülerinnen arbeiten hier mit Herz und Hand ohne Zeitdruck und selbstständig, auch mit eigenen Fragestellungen. Die kundige Betreuung ist neben den begleitenden Fachlehrern auf Wunsch auch durch erfahrene Museumspädagogen möglich.
Ziele Unterstufe: Römerpark Köngen, Villa Rustiac in Hechingen / Stein, Limesmuseum Aalen
Ziele Mittelstufe: Antikensammlung udn Lapidarium in Stuttgart, August Raurica in der N-Schweiz, Mainz, Trier (Munizipalstädte und ihre Verwaltung)
Ziele Oberstufe: Rom, Golf von Sorrent, Athen.
Latein als Grundlage der europäischen Kultur
- Namen der Wochen- und Monatstage
- Grundverständnis von Hygiene
- Bedeutung von Öffentlichkeit und Privatheit
- Geschlechtertypologie und ihre Grenzen
- Grundfragen der Moral und des Rechtsdenkens
- Grundfragen des Weltverständnisses (Erde als Kugel schon bei Aristoteles)
- Grundfragen philosophischen Denkens im Okzident
- Konzeptionen in der Kunst, Raum- und Formenverständnis
- Konzeptionen in der Gestaltung von fiktiver und non-fiktiver Literatur; Rhetorik
- Verarbeitung von Rohstoffen
- Grundlagen des wissenschaftlichen Denkens
- Ansätze und Umgang mit Witz, Humor und allen Variationen
- Figurentypologie
- Fragen der Staatengrenzen, territoriale Abgrenzungen, Besetzungspolitik und ihre Grenzen
- Grundlagen des Verkehrs- und Handelswesens im Mittelmeerraum
Latein als Fundament der Sprachkompetenz
Unterschiede zu benennen und in einer gemeinsamen Struktur wiederzufinden ist eine zentrale Aufgabe des Faches Latein. Und dies hilft nicht nur bei den romanischen Sprachen.
Durch das im Unterrichtsgeschehen fest verankerte Übersetzen wird täglich die Auseinandersetzung mit dem Grenzgang zwischen zwei Sprachen trainiert, ob es sich dabei um Hindi, Türkisch, Vietnamesisch oder Arabisch handelt.
Das umfassendste Training zur Satzanalyse und zur Stärkung des grammatikalischen Vokabulars findet nach wie vor im Lateinunterricht statt! Schülerinnen der Oberstufe behaupten: „Meinen Kohlhaas habe ich nur mit der Satzanalyse aus dem Lateinunterricht verstanden.“
Der Lateinunterricht selbst hat eine 2000jährige Geschichte hinter sich. Durch seine stete Auseinandersetzung mit fremden Sprachkreisen ist die Lateindidaktik erfahren wie keine andere, Latein an „Nicht-Muttersprachler“ zu vermitteln.
Latein als Brücke zur europäischen Mehrsprachigkeit
Bei den Vorteilen, die Latein für den Erwerb anderer Fremdsprachen hat, kann man vom Wort über den Satz zum ganzen Text gehen. Bsp. Wort: der Stamm eines Wortes in einer romanischen Sprache ist fast immer aus dem Lateinischen abgeleitet: frz.: il vient (lat. venit); it.: sempre (lat.semper).; dt. Fenster (lat.: fenestra).
Der Lateinunterricht vermittelt Wortbildungs- und Ableitungsregeln.
Bsp. Satz: Der AcI (Akkusativ mit Infinitiv) kommt in sämtlichen europäischen Sprachen vor.
Der Lateinunterricht zieht Parallelen zwischen den verschiedenen Sprachen.
Bsp. Text: Der traditionelle Aufbau einer Fabel, einer Rede, einer Erörterung, eines Dramas (u.v.a.m.) stammt aus der Antike.
Der Lateinunterricht thematisiert die Geschichte einer Textgattung und zeigt die Grundlagen auf.
Wenn Sie mehr wissen wollen, wie und was die Lateinschülerinnen über Latein denken, lesen Sie die
O-Töne zum Fach Latein aus verschiedenen Jahrgangsstufen (quer durch das Notenspektrum…).
Latein als Grundlage für das Hochschulstudium
In Baden-Württemberg kann an Schulen das Latinum durch Lateinunterricht von Kl.5/6 bis Kl.10 erreicht werden, sofern man das letzte Jahr mit „ausreichend“ abschließt. Das Große Latinum kann an Schulen durch Belegen des 4stündigen Neigungskurses erreicht werden. In Baden Württemberg gibt es kein „Kleines Latinum“ mehr, da dieses durch den Begriff „Latinum“ ersetzt wurde. In manchen Bundesländern existiert jedoch der Begriff „Kleines Latinum“ neben „Latinum“. Das sogen. „Kleine Latinum“ aus anderen Bundesländern kann nicht das „Latinum“ ersetzen. Wichtig: Nur die Begriffe „Latinum“ und „Großes Latinum“ sind durch die KMK-Beschlüsse bundesweit geschützt und durch Richtlinien (EPAs) festgelegt.
Viele Studiengänge verlangen das Latinum von Beginn an, manche Studiengänge verlangen es – verwirrenderweise – jedoch erst im qualifizierenden 2. Teil des Studiums (Master- oder Promotions-Studiengang).
Grundsätzlich gilt: für die Fremdsprachen-Studiengänge, Geschichte, Theologie, Philosophie und Germanistik ist nach wie vor mindestens das Latinum eine Studienvoraussetzung.
Für Einzelfragen und einzelne Studiengänge/ Hochschulen: siehe www.altphilologenverband.de/ Unterpunkt: Latein; Latein als Studienvoraussetzung.
Während des Studiums rechnet man für den Erwerb des Latinums bei mittlerer Begabung mit 2 Semestern zu ca. 4-6 Wochenstunden. Die für die Latinumsprüfung notwendigen sprachlichen und kulturhistorischen Kompetenzen werden in kurzer Zeit in hohem Tempo unterrichtet. Dies verlangt von den Dozenten ein auf den Stoff zentriertes, effizienzorientiertes und daher stark lenkendes Vorgehen. Die Nachbereitung muss von den Studenten zuhause geleistet werden. Die Erfahrung zeigt, dass der quantitative Einsatz für das Latinum die eigentlichen Studienfächer in dieser Zeit in den Hintergrund drängt.
Dennoch ist die Durchfallquote bei Latinumsprüfungen hoch, für Prüfungen zum Großen Latinum sehr hoch. (Genaue Zahlen aus Link zu ergänzen)
Zum Vergleich: Latein lernt man als Schüler leichter als im fortgeschrittenen Alter, u.a. deshalb, weil es in der Schule vernetzt und ganzheitlich gelernt werden kann. Die längere Beschäftigung mit der lateinische Sprache und der antiken Kultur führt zu einer kontinuierlichen Vertiefung und die zahlreichen Querverbindungen zu anderen Fächern zu einer stabilen Präsenz im Langzeitgedächtnis.
Die Auswertung der Durchfallquoten der letzten 10 Jahre hat gezeigt, dass von etwa 30 Schülerinnen einer Lateinklasse etwa 1-2 das Latinum nicht im ersten Durchgang erreichen.
O-Töne zum Fach Latein aus verschiedenen Jahrgangsstufen (quer durch das Notenspektrum…)
1. An Latein finde ich nützlich,
- dass ich erst dort gelernt habe, wirklich richtig und gut zu argumentieren. Auch mal, jemanden wie die alten Römer in Grund und Boden zu reden.
(Anna-Lena, Kst.1)
- dass man sich nicht nur in anderen Sprachen, sondern auch in den naturwissenschaftlichen Fächern (Chemie) viele andere Wörter ableiten kann. (anonym)
- man Übung im Vokabellernen bekommt und ein Gefühl für Grammatik.
(Isabel, Kl.10)
- dass man auch die deutsche Sprache kennenlernt.
(Tatjana, Kl.9)
- es das allgemeinbildendste Fach überhaupt ist, insofern es Geschichte, Grammatik, Rhetorik, Kunst, Sprache, Philosophie, Literatur, ... miteinschließt. (Katharina Burster, Abitur 2010)
- dass man lernt, strukturiert zu denken und zu lernen.
(Johanna, Kl.9)
2. An Latein gefällt mir,
-…dass man knobeln und seine Übersetzung immer optimieren kann. Dadurch bekommt man einen neuen Zugang zur Sprache. Ich lerne über die Antike, die mich besonders interessiert. Es ist die geballte Ladung europäischer Kultur, zu der man einen neuen, eigenen Zugang bekommt. Türen gehen auf.
(Claire Janka, Kst.2)
- dass es auf Geschichte basiert
(Anonym)
- dass es logisch aufgebaut ist. Und wenn man die Grammatik verstanden hat, ist es relativ einfach.
(Franziska, Kl.10)
- dass man keine Diktate schreibt.
(Imke, Kl.8)
- dass es so abwechslungsreich ist: Im Unterricht werden Texte übersetzt und stilistisch auch vor dem geschichtlichen Hintergrund untersucht.
(Schülerin, Kl.9)
3. Für Französisch, Englisch, Deutsch hat mir Latein geholfen, weil…
- es mir hilft, die Grammatik besser zu verstehen.
(Johanna, Kl.9)
- man viele Dinge erst richtig versteht, wenn man sich die eigentliche Bedeutung aus dem Lateinischen herleiten kann.
(Laura, Kst.2)
- ich die Vokabeln ableiten kann.
(Hannah Leidenberger, Kl.8)
4. Für andere Fächer hat mir Latein gebracht, dass…
- es die Fähigekeit verbessert, Zusammenhänge zu verstehen/logisch zu denken.
(Judith, Abitur 2010)
- ich ein relativ großes Allgemeinwissen habe, welches ich auf Gk, Geschichte, Religion, Musik … anwenden kann.
(Anna-Lena, Kst.1)
- ich mein Hintergrundwissen einbringen konnte, das ich mir in Latein aufgebaut habe.
(Simona Sickinger, Abitur 2010)
5.Ich war immer ganz gut in Latein und mir hat an diesem Fach zugesagt, dass
- der Unterricht nicht auf Latein stattfindet.
(Imke, Kl.8)
- der Unterricht und die Arbeiten anders waren.
(Isabel, Kl.10)
- das Interdisziplinäre stärker ausgeprägt ist als in anderen Fächern und dass Latein als Sprach-/Geisteswissenschaft diesen Ansatz mit einer (mathematisch-)analytischen Vorgehensweise verknüpft. (Katharina Burster, Abitur 2010)
- der Unterricht sehr logisch ist.
(Franziska, Kl.10)
6. Ich würde meine Kinder auch Latein lernen lassen, weil…
- ...es hervorragend das Gehirn trainiert.
(Tabea, 31 J.)
- man auf allen Gebieten davon profitiert. Allein die Fähigkeit, analytisch zu denken, hilft einem überall im Leben weiter. Zudem ist Latein, was tiefere Bildung betrifft, sozusagen ein „must-have“, im Studium wie im Leben.
(Judith, Abitur 2010)
- es gut für die Allgemeinbildung ist (und ganz nebenbei auch beim zukünftigen Arbeitgeber eventuell einen guten Eindruck hinterlässt. Sowas kann nie schaden).
(Laura, Kst.2)
- es eine gute Grundlage für andere Sprachen ist und man sehr viel über die Antike lernt, was man sonst nirgendwo lernt.
(Simona Sickinger, Abitur 2010)